Bahnanschluss und Bahnbetrieb in Tönning (Teil 1)
Veranstaltungsreihe "Von Eiderstedt in die Welt" von Haus Peters und der Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte.
Vortrag von von Hannes Matthießen, St. Peter Ording
Packhaus, 1. Stock
Über eine Bahnstrecke nach Tönning wurde bereits eine Woche nach der ersten deutschen Bahnfahrt von Nürnberg nach Fürth gesprochen. Sie wurde dann durch den englischen Investor Peto nach Lizensierung durch den dänischen König erbaut. Ihm ging es vor allem um den Viehtransport. Daneben stellten sich aber der allgemeine Waren- und Personentransport.
Der kenntnisreiche Referent führte uns von der Entstehung der Bahnverbindung zur ihrer wechselhaften Nutzung und Gestaltung bis in den 2. Weltkrieg hinein. Von Tönning begann der Bau der Westküstenanbindung von Flensburg zu dänischer Zeit. Der englische Investor hatte zwar auch den lukrativen Viehhandel im Blick, aber es dürfte ihm auch um eine weitere Querungsalternative zwischen Nord- und Ostsee gegangen sein.
Die Bahnstation wurde zügig um viele Gleise erweitert. Hinter dem Bahnhof ging es weiter zur Eider an die Kohlenbrücke an der der wichtige Brennstoff aufgeladen und weiter quer durch Schleswig-Holstein transportiert wurde. Mit etwa 60 Wagons Kohle je Tag dürfte zu rechnen gewesen sein. Zwei Drehscheiben ermöglichten es, Wagons auf den Anleger direkt zum Schiff zu bringen, eine wichtige technische Hilfe in einer Zeit wo die meisten Arbeiten noch per Hand verrichtet werden mussten. Zudem lief dahin eine auf hochgelegten Gleisen (siehe oben) laufende Lorenbahn, die die Kohle in ein Kokswerk auf dem Bahnhofsgelände brachten.
Der im Hintergrund leuchtende Lagerschuppen wurde bereits mit der Strecke eingerichtet, ein befahrbarer Güterschuppen - und damit eine hochmoderne Einrichtung. Viele bauliche Veränderungen lassen sich am Gebäude nachvollziehen.
Weitere Gleisstränge zogen sich zur anderen Seite am Eiderufer hin und bis zum Packhaus am Hafen.
Der Bahnhof ist auf der oben gezeigten Postkarte wegretuschiert.
Obwohl der Vortrag weit über eine Stunde lief, blieb er spannend und war von hoher inhaltlicher Dichte. Es soll im nächsten Herbst eine Fortsetzung zum 20. Jahrhundert der Nachkriegszeit finden. Wir werden hier berichten.